Dienstag, 10. September 2013

Oxapampa

In der Uni ist alles normal angelaufen, ich werde demnächst noch etwas ausführlicher berichten, aber jetzt erstmal zum Highlight der letzten Woche:

Da ich sowohl Montags als auch Freitags die bis jetzt einzige Vorlesung habe bleibt mir nicht wirklich eine Option auf ein verlängertes Wochenende, schade, aber auch gut so :-).

Letztes Wochenende habe ich mich mit Chris zusammen auf den Weg nach Oxapampa gemacht um Jakob zu besuchen. Die Strecke dorthin ist zwar nicht so besonders weit, es sind etwa 400 km, die wir in Deutschland ja auch häufig für ein Wochenende fahren, nur dass der Bus hier 11 bis 12 Stunden braucht und nicht 3 wie in Deutschland. Das liegt hauptsächlich daran, dass es ein doppelstöckiger Bus ist, die Straße teilweise schlecht bis gar nicht asphaltiert ist und der Bus sich in den ganzen Verkehr von Lima nach Zentralperu einreiht. Bis La Oroya gibt es nämlich nur eine Straße, und die ist nicht 4 spurig ausgebaut.

Nachdem wir also am Freitagabend Lima mit dem Bus verlassen hatten kamen wir früh morgens etwas unausgeschlafen um halb 7 in Oxapampa an. Da Jakob uns erst um halb 9 treffen konnte genossen wir den morgendlichen Spaziergang durch die erwachende beschauliche Kleinstadt und saugten die ersten Sonnenstrahlen in uns auf. Als Jakob zu uns gestoßen war und wir alle etwas gefrühstückt hatten machten wir uns auf die abenteuerliche Colectivo-Fahrt (Auto, das zum Ziel aufbricht, sobald es voll ist, dh. wenn in einem normalen PKW 5 bis 7, zuweilen auch 10, Leute "sitzen"). Wir hatten Glück, die Polizei hatte sich zur Kontrolle am Ortsausgang postiert, was dazu führte, dass unser Colectivo mit 4 Passagieren besetzt losfuhr und keine halbe Stunde Wartezeit verging. Unser Ziel war Huancabamba, ca. 30 km = 1Std. Fahrt auf staubiger Schotterpiste, wo die ehemalige Hacienda und das heutige Projekt PROSOYA (Homepage) liegt.

Sachen abstellen, kurz "Hallo" sagen und dann das Gelände erkunden bzw. uns von Jakob alles zeigen lassen:
Die einzelnen Werkstätten, in die wir größtenteils nur durch verschlossene Fenster oder Türen einen Blick erhaschen konnten, weil Samstag war. Es gibt eine Auto- und Mechanik-Werkstatt, einen Raum für Kunsthandwerk, eine Bäckerei, eine Schreinerei und ein Friseur-Zimmer, das allerdings kaum genutzt wird. In der Umgebung des "Hofes" gibt es mehrere Bete und Felder mit Kräutern, Obst und Gemüse, eine Forellenzucht mit riesigen Regenbogenforellen, einen Melkstand für die Kühe, ein Nutztiergehege mit Hühnern, Enten, Gänsen, einem Schwein und vielen vielen Meerschweinchen und etwas weiter entfernt, da 80 ha Land zum Projekt gehören, Bienenstöcke und Kaffeepflanzen.
Nachdem Mittagessen widmeten wir uns der "Pausenbeschäftigung" der Freiwilligen, dem Staudamm im Fluss. Die Vorgänger haben im Flussbett eine Kuhle ausgehoben und die Jungs, die jetzt dort als Freiwillige sind haben ihre Mittagspausen mit Staudamm-Bauen verbracht, so dass mittlerweile in der Kuhle ca. 2m Wassertiefe oder mehr erreicht sind. Von den großen Felsen am Ufer kann man jetzt wunderbar ins Wasser springen und sich ein kleine Erfrischung im kalten Flusswasser holen. Es ist malerisch schön dort unten.

Überhaupt ist das Projekt von Natur und Urwald umgeben, wunderschön, besonders wenn man aus dem versmogten, lauten, nasskalten, hektischen Lima kommt.

Am Abend gab es noch ein Lagerfeuer und alle die Lust hatten, haben noch ein paar Partien Fußball gespielt, v.a. Chris hat sich auf dem Betonplatz verausgabt.
So gegen halb elf hieß es dann "buenas noches" =  "Gute Nacht", es wird hier generell sehr früh und sehr schnell dunkel, normalerweise zwischen 18 Uhr und 19 Uhr, und mit der Dunkelheit kommt auch die "Kälte", tropisches Klima halt.

Morgens gilt jeden Tag das gleiche Motto: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Um 7 Uhr gibts Frühstück, wer nicht rechtzeitig kommt, hat Pech gehabt, auch am Sonntag. Auch wenn es ein bisschen ungewohnt ist, ist dieser Tagesablauf sehr angenehm und leidet v.a. in Deutschland unter dem Studentenleben, was das frühe Ins-Bett-Gehen betrifft.
Nach dem Frühstück gab es eine kleine Andacht in der Kapelle des Projekts. Diese Andacht wurde von zwei Schülern musikalisch gestaltet, mir gefallen die Lieder auf peruanisch besser als die deutschen, der Text ist oft eher einfach und kommt auf den Punkt, aber die Melodie ist viel lebendiger, das liegt bestimmt auch daran, dass sie mit Gitarre und Rhythmus begleitet sind.

Als Abschluss unseres Besuchs betrachteten wir das Projekt von oben. Auf dem Wanderweg, der um einen Teil des Projekts führt, stiegen wir den Berg bis zum Aussichtspunkt hinauf und genossen das Panorama und die Natur.

Zwischen den ganzen beschriebenen "Eckpunkten" blieb auch noch Zeit mit ein paar Jungs zu quatschen, die Geschichten von Michell, dem Leiter des Jungen-Projekts, anzuhören und die leckeren Produkte, die im Projekt hergestellt werden, zu kaufen. Selbst hergestellt werden dort: Kaffee (gemahlen und als ganze Bohne), Honig, Propolis-Tiktur, Maismehl und Käse, alles Bio.

Auf der Rückfahrt nach Oxapampa kamen wir am Mädchen-Projekt vorbei. Dort legten wir einen kleinen Zwischenstopp ein, um noch die selbstgemachten Schokoladen-Produkte (Chocotejas: etwas größere Pralinen mit Kokos- oder Pisco-Sour-Füllung) einzukaufen.

Aus meiner Sicht kann ich dieses Projekt nur jedem weiterempfehlen, der "wirklich helfen" will.

In Oxapampa hatten wir noch Zeit bis zur Abfahrt des Busses und ich konnte nicht widerstehen noch weitere Produkte aus der Region zu probieren und zu kaufen. In Lima sind diese Sachen schwer zu finden und um ein vielfaches teurer und trotzdem nicht so gut. Ich habe noch eine andere Käsesorte, Manjarblanco (Milchkaramellcreme, typisch für die (andinen) Gegenden mit Milchwirtschaft in Perú), Cafe-Creme und verschiedene Marmeladen gekauft.

Hier könnt ihr euch ein paar Fotos anschauen.
Jakob hat in seinem Blog auch schon einige Eindrücke gepostet.
Außerdem habe ich jetzt im Post zu Huancayo auch Fotos verlinkt.

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