Samstag, 31. August 2013

Die erste Arbeitswoche

Zurück aus Huancayo mit Erinnerungen an das warme Wetter dort oben, die helfen, hier in Lima nicht so zu frieren. Es ist zwar nicht wirklich kalt, aber 15° und feucht mit ein bisschen Wind kann sich verdammt kalt anfühlen und kriecht bis in die Knochen, außerdem sind die Häuser nicht isoliert oder mit Heizung ausgestattet, also heißt es warm einpacken.
Jakob ist gleich am Tag nach der Rückkehr nach Oxapama zu seinem ersten Filmprojekt aufgebrochen. Dort ist angeblich alles grün und es gibt wirklich Regen und wirklich Sonne, und nicht ein mal mehr mal weniger nasskaltes Grau in Grau. Ich werde ihn dort hoffentlich bald besuchen.

Aber jetzt zur Uni:
Ich habe dort einen Arbeitsplatz bekommen und werde mich erstmal mit dem Programm, das ich verwenden muss, vertraut machen. Die Professoren, Studenten und Mitarbeiter, die ich bis jetzt dort kennengelernt habe sind alle sehr nett und hilfsbereit.
Was ich genau machen werde, kann ich zur Zeit noch nicht sagen, weil auch viele, mit denen ich im Moment zutun habe, gerade in den letzten Zügen ihrer Abschulssarbeit stecken und in ein paar Wochen nach Japan, USA und Frankreich gehen werden. Außerdem versteht wahrscheinlich nicht soviel von den Einzelheiten.
Hier trotzdem eine kleine Beschreibung, über das, was ich schon weiß:
Das CISMID (Centro Peruano Japonés de Investigaciones Sísmicas y Mitigación de Desastres = Peruanisch-japanisches Zentrum für Erdbeben-Forschung und Katastrophenschutz) ist Teil er Universidad Nacional de Ingenieria, kurz UNI. Im Labor dort werden verschiedene Bauweisen auf ihre Erdbeben-Standsicherheit getestet. Viele Arbeiten sind aber auch Geodaten-basiert (Geodaten = Satellitenbilder, Geländeaufnahmen mit Koordinaten und Höhen, Zustände von Häusern oder Leitungen, verwendete Baumaterialien, uvm.). Diese Daten werden erhoben und so bearbeitet, dass man Informationen über betroffene Zonen z.B eines Tsunamis oder Erdbebens mit dem jeweils zu erwartenden Zerstörungsgrad ableiten kann. Daraus folgen dann Empfehlungen für Verbesserungs- oder Evakuierungsmaßnahmen. Auch die Entwicklung der Berechnungsalgorithmen um diese Vorgänge zu automatisieren ist Teil der Arbeit dort.

Letzte Woche ist auch Christoph, ein anderer Student aus Regensburg angekommen. Er studiert Erneuerbare Energien in Regensburg und macht ein Auslandssemster hier an der UNI. Wir wohnen beide zusammen bei Eduardo und seiner Familie und verstehen uns auch ganz gut.

Mein Professor und Dekan, Herr Prof. Dr. Maurial, hat uns ein bisschen begleitet und den jeweiligen Betreuern vorgestellt, was das Chaos und das Zurechtfinden um einiges erleichtert hat.
Außerdem haben er und seine Frau mich in ein sehr gutes Fischlokal zum Essen eingeladen, sehr nett von ihnen und sehr leckeres Essen: Tintenfisch von Grill, Ceviche (roher Fisch mit Limon (kleine grüne Zitronen) glasiert, dazu Zwiebeln und Yuca (kartoffelartige Wurzel), Lachsfilet mit Risotto und Tunfischsteak mit Avocado-Kichererbsen-Salat und als Nachtisch Röllchen aus karamellisiertem Zucker mit Maracuja-Sahne-Creme-Füllung. Alles sehr schön angerichtet und zum Teilen zu dritt bestellt, ein sehr schöner Abend mit Ausflug ins kulinarische Paradies dieses Landes.

Der Freitag (gestern) war frei, weil es der Feiertag der Heiligen Santa Rosa de Lima ist, der ersten Heiligen Lateinamerikas. Wir, Christoph und ich, sind zum Hauptplatz (Plaza de Armas) in Lima gefahren und haben die Prozession der Heiligen Santa Rosa etwas verfolgt: Fotos anschauen

Auf dem Rückweg sind wir von ein paar Straßenkomikern aufgehalten worden, die uns in ihre Show eingebunden haben, zu erst war Chris dran mit Tanzen, danach sollte ich, aber dann kam "leider" die Prozession und die Straße musste geräumt werden. Nachdem uns das ganze sowieso schon ein bisschen unangenehm geworden war, nutzten wir die Chance in der Menge "unterzutauchen", was uns gelang, aber als einzige Weiße und wenn man größer ist als die meisten, nicht immer ganz einfach ist.
So haben wir wieder ein bisschen was vom Land und der Mentalität der Leute kennengelernt, wo es nur Komikern "erlaubt" ist öffentlich über die Dinge unter der Gürtellinie zusprechen, bzw. sich darüber lustig zu machen.

Huancayo

Ausserdem haben wir uns die Gelegenheit nicht nehmen lassen, Huancayo und Umgebung etwas kennenzulernen, wenn man schon mal dort ist. Die Stadt in den Anden liegt auf ca. 3200 m ü.NN., um dorthin zukommen überquert man auf dem Weg sogar eine Höhe von ca. 5000 m ü.NN..
Als ich das letzte Mal in Peru war, bin ich mit dem Zug von Lima nach Huancayo gefahren, das ist noch eindrucksvoller, aber dieses Mal gab es nur die Möglichkeit mit dem Bus zu fahren. Um "Zeit zu sparen" sind wir über Nacht hingefahren, für einen Bus war es sehr bequem aber zum ausgeschlafen ankommen doch ein bisschen unbequem. Also haben wir im Hotel dann erst mal noch 2 Stunden Schlaf nachgeholt und uns dann ins Getümmel auf den Sonntagsmarkt der Stadt gestürzt.
Dort wird alles angeboten außer Lebensmittel, aber vor allem viel "Artesania" (Kunsthandwerk) aus der Region zu sehr günstigen Preisen. Die Region ist bekannt für ihre Wollprodukte aus Schaf- und Alpaka-Wolle und auch für die sogenannten "mates burilados" (bemalte Kürbisse), die mit lokalen traditionellen Motiven verziert werden, erst eingeritzt und dann mit Erd- und Asche-Farben bemalt oder mit einem Lötkolben oder Feuer angesengt um Farbkontraste zu erzeugen. Die Motive bilden die Arbeit und die verschiedenen Lebensbereiche der sogenannten Wanka (präinkaische Kultur, die bis heute im Mantaro-Tal zu finden ist, es gibt in den ländlichen Regionen um Huancayo heute noch Wanka) ab, meist erzählt so ein bemalter Kürbis eine Geschichte. Auf youtube könnt ihr unter "mates burilados" ein paar Videos und Dokumentationen finden, allerdings sind sie auf Spanisch. Zum Beispiel dieses: http://www.youtube.com/watch?v=Ams0vZvJTSk
Wir haben viele Wollprodukte, vor allem Mützen, Schals, Pullover und Jacken gesehen und ein paar davon auch gekauft. ;-)

Am Mittwoch haben wir uns dann ein Herz gefasst und uns tatsächlich eine typische Touri-Tour angetan, unser Guide hieß Youri, wir waren die einzigen Nicht-Peruaner in der Gruppe von 20 Leuten und vor allem mit Abstand fast die jüngsten, es waren noch 4 andere Jugendliche dabei, aber die zählen nicht wirklich... :-)
Der Nachgeschmack der Tour blieb seltsam, aber es war eine gute Chance in kurzer Zeit viel von der Umgebung zu sehen und mitzubekommen und auch etwas über die Geschichte des Tals zu erfahren.
Neben einigen sehr alten (für peruanische Verhältnisse) christlichen Kirchen, sogar der ältesten Perus, und einem heutigen Marktplatz und Aussichtsturm haben wir Ruinen der Wanka (oder auch Huanka: "Menschen der Steine") und der Waliwanka besichtigt. Diese präinkaischen Bauten sind sehr beeindruckend, da sie sehr ausgeklügelt als Lagerräume und Bastion gebaut wurden. Durch den kalten Wind der Nachts die Hügel streift werden die Häuser gekühlt und halten über den Tag die Temperatur niedrig, zum anderen war oben auf dem Hügel natürlich der strategisch günstige Punkt um den Feind zu beobachten. Praktisch, wenn man mit der Verteidigung des Landes auch seine Nahrungsmittel schützt.
Die Wanka haben nur eine kurze Geschichte, in der sie aber viel besiegt haben. Nur die Spanier nicht und mit den Spaniern und der Christianisierung kam auch der Verlust des Wissens um die Region und die wertvollen Überlebensstrategien. Bis heute gibt es außerhalb der Stadt noch eine kleine Gruppe an Wanka, die überlebt haben und (zum Teil) die alten Sitten und Formen der Landbearbeitung pflegen und nach den alten Regeln leben.

Außerdem haben wir noch die Lagune Ñahuipuquio mit dem Boot befahren, die mit einer anderen Lagune im Tal unterirdisch in Kontakt steht. Von diesen beiden Lagunen wird behauptet, dass sie die Kulturschätze der Wanka und einiges an Gold uns Silber der Inka bewachen. Die Wanka vernichteten all ihre Kulturgegenstände, weil sie nicht wollten, dass diese den Spaniern in die Hände fallen, und versenkten sie in der Lagune. Das Gold und Silber wurde in die Lagune geworfen, als die Nachricht kam, dass das Lösegeld (ein Zimmer bis zu seiner Größe gefüllt, zweimal mit Gold und einmal mit Silber) für den Inka-Häuptling Atahualpa bereits vollständig ist, dies galt wieder dem Schutz vor weiterer Ausbeutung.
Bis heute hat niemand erforscht, ob diese Schätze tatsächlich in der Lagune liegen, da sie sehr bewachsen ist und nach den Legenden behauptet wird, dass die Lagunen diejenigen "verschlingen" die ihre Ruhe stören. Außerdem ist das Wasser sehr kalt und es wird vermutet, dass es überraschende Sturdel und Söge gibt, die man von der stillen Oberflächen nicht sieht, da die Lagunen ja im Kontakt stehen und auch schon Leichen aus der einen einige Tage später in der anderen aufgetaucht sind.
An die genauen Geschichten erinnere ich mich leider nicht mehr.

Zum Mittagessen gab es Pachamama, ein Gericht mit vielen verschiedenen Fleisch- und Kartoffelsorten sowie Bananen, Bohnen und Mais, traditionell in einem Erdofen gekocht. Allerdings bekamen wir nur die schlechte ausgetrocknete und sehr abgespeckte Touri-Variante davon, ohne es zu wissen bin ich fest überzeugt, dass es in Wirklichkeit gut schmeckt und nicht zäh ist.

Am Ende des Tages stand die Besichtigung eines alten Tempels von (ich glaube) 700 n. Chr., in dem zwei Bäume stehen, von denen Behauptet wird, dass es Götter sind, die sich vor den Feinden (Inka und Spanier) dort versteckt haben, um ihr Volk trotzdem zu unterstützen. Da es sich um einen männlichen und einen weiblichen Baum/Gott handelt wird die Quelle unterhalb des Tempels auch als Quelle der Liebenden bezeichnet. Wenn das Paar aus dieser Quelle trinkt und die Liebe echt ist, dann hält sie für immer, wenn die Liebe allerdings eine Lüge ist, werden beide schwer krank oder sterben sogar daran. Allerdings bezieht das angrenzende Dorf sein Wasser aus eben dieser Quelle, da es der einzige Zugang zu Wasser ist. ;-)

Von den eindrucksvollen, wunderschön verschnörkselten Bäumen habe ich leider keine Fotos, weil es schon zu dunkel war. Von den anderen Stationen gibt es Bilder, aber die kann ich euch erst zeigen, sobald Jakob sie mir weitergegeben hat, und er ist gerade in der Nähe von Oxapampa und hat ein Internet, das einen Tag braucht, um ein Bild hochzuladen. Also muss ich ihn erst besuchen fahren und dann folgen Bilder :-)
Wie ihr ja lesen könnt habe ich Jakob besucht und hier sind auch die versprochenen Fotos.

Soweit eine kleine Geschichts- und Kulturstunde, ich hoffe ich langweile euch nicht und freue mich, wenn ihr unter den Einträgen auch eure Kommentare hinterlasst.

Mittwoch, 28. August 2013

CONEIC - Kongress der werdenden Bauingenieure in Peru

Ab Montag fand in Huancayo der Nationale Kongress der Studenten des Bauwesens, kurz CONEIC, statt. Der Kongress wurde von den Studenten der Universität dort organisiert und hat dieses Jahr über 2500 Studenten aus ganz Peru, aber auch anderen Ländern angezogen. Viele Professoren aus Peru, aber auch aus Deutschland (mein Dekan, Herr Professor Dr. Maurial), aus Brasilien, Kanada und anderen Länder haben Vorträge über ihr Fachgebiet gehalten. Eine Veranstaltung von der sich deutsche Studenten was abschauen könnten, mit sehr viel Engagement organisiert und umgesetzt!
Am Montag war der Mittag für die Einschreibung zum Kongress vorgesehen und es dauerte bis nachmittags, viel länger als eigentlich vorgesehen, weil so viele Studenten kamen.
Das Einschreiben ist für einen Nicht-Peruaner aber eine Wissenschaft für sich:
Zuerst muss man den Eintritt bezahlen, dazu muss man allerdings mit der 15-stelligen "Kontonummer" des Empfängers in eine der befähigten Banken gehen und dort bezahlen. Mit dem Zahlungsbeleg und der Kopie des Ausweises ist man dann ausgerüstet zur Einschreibung. Aber es fehlt noch ein kleiner Teil, der "sehr peruanisch" ist: die Schlange in der man sich anstellen muss, um zum Anmeldungsschalter zu kommen. Danach wird man registriert und bekommt eine laminierte Karte mit seinem Namen und einem Barcode, der beim Eintritt gescannt wird. Soweit zum generellen Ablauf.
Es sei angemerkt, dass ich drei Stunden in der Sonne in der Schlange stand, ohne mich zu beschweren (ich werde langsam peruanischer ;-)), um dann kurz vor dem Erreichen des Einschreibe-Schalters einfach den Kongress zu betreten ohne irgendeine Form der Anmeldung. Es wollten sich mehr Studenten einschreiben als gedacht, weil mit ca. 1800 gerechnet wurde aber um die 2500 gekommen sind, damit aber der Kongress beginnen konnte musste die Einschreibung am Folgetag fortgesetzt werden und alle Studenten bekamen nur ein Armband, damit auch die anderen Veranstaltungsorte betreten werden konnten.

Nach diesem "Chaos" (für eine Deutsche) betrat ich den kalten Vortragsraum, ein Sportstadion, da das Kongresszentrum kurzfristig abgesprungen war. Da ich vorher in der Sonne gestanden hatte, war das erstmal angenehm, aber wenn draußen die Sonne untergeht wird es ziemlich schnell deutlich kälter.
Doch trotz allem kam ich in den Genuss zweier Vorträge an diesem Nachmittag, einer davon über Geomatik, der Fachbereich mit dem ich mich das nächste halbe Jahr beschäftigen werde. Der Vortrag wurde auch von meinem "Chef" gehalten und ich bin jetzt gespannt, wies die nächsten Tage anläuft.

Am Mittwochabend, nach einer Touristen-Tour durch das Tal mit ein paar historischen Stationen, hörten wir noch den Vortrag meines Dekans auf dem Kongress und trafen ihn mit seiner Frau. Da war aufeinmal alles ganz einfach, ich konnte hinter die Bühne, Jakob konnte ohne Chip-Karte rein und wir saßen direkt vor der Bühne. Es ist also mal wieder bestätigt: Wenn man die richtigen Leute kennt, ist alles einfach und möglich.
Im Anschluss an den Vortrag, der sich um eine Stunde nach hinten verschoben hatte, weil die Vorredner alle überzogen hatten, wurden wir noch zum Essen eingeladen und saßen mit vielen Professoren und Doktoren der einzelnen Fachbereiche beim Abendessen, ein bisschen ein komisches Gefühl, aber auch eine große Ehre, die uns sehr plötzlich und unerwartet zuteil wurde.
 Der Beginn des Kongresses, alles wurde auf den Leinwänden nochmal übertragen.

Ph.D. Miguel Luis Estrada Mendoza, mein betreuender Professor hier im Erdbeben-Zentrum (CISMID).

Freitag, 16. August 2013

Die erste Woche in Lima

Wir sind jetzt eine gute Woche in Lima und haben auch schon viel erlebt.

Vor allem, dass das Wetter hier trotz allem Nebel, Wolken und Smog, die über uns hängen, doch deutliche Nuancen hat. Wir hatten sogar schon "sonnige" Tage, also da war es ein ganz klein bisschen wärmer und heller.

Eduardo hat uns mit zu einer Freundin eingeladen und fragt uns auch so häufig, ob wir mit ihm mitkommen oder ihn in der Stadt treffen wollen, das ist sehr nett von ihm.
Er hat uns eins der bayerischen Bierhäuser in Lima gezeigt und eine der historischen Bars mit uns besucht.
Jakob hat seinen ersten Pisco (peruanischer Traubenschnaps, Hauptbestandteil des Nationalgetränks "Pisco sour") und ich meine ersten für dieses Mal in Peru getrunken, sehr lecker, wobei mir die Variation "Pisco maracuja" besser schmeckt. Aber jetzt genug vom Alkohol ;-)

Tagsüber haben wir auch viel unternommen und ziemlich schnell gelernt uns selber zu den bis jetzt wichtigen Punkten zu bewegen. Also, wie nehme ich mir ein Taxi und was kostet es ungefähr von wo nach wo? (sonst wird man als "offensichtlicher Touri" gnadenlos abgezockt) Mit dem Colectivo, ein Kleinbus, mit selbst gezimmerten Bänken drin, der immer die gleiche Route fährt und kommt wann er kommt, kann man auch fahren, wenn man nicht so viel zu transportieren und nicht so lange Beine hat ist das sogar eine ganz gute und vor allem preisgünstige Fortbewegungsart. Lima hat seit einem Jahr sogar eine Metro-Linie, aber das ist weniger spektakulär, man fährt zwar über der Stadt, aber man kommt sich vor "wie in jeder beliebigen Großstadt", wenn man mit der Metro fährt, das haben wir hier selbst schon ausprobiert.
Außerdem gibt es noch ein Schnellbus-System, den Metropolitano, der eine eigene Spur hat und deshalb schneller ist, weil es keinen Stau gibt. Mit diesem Bus werde ich dann täglich zur Uni fahren, bis jetzt bin ich aber noch nicht damit gefahren.

Am letzten Sonntag war eine sehr große Aktion auf der Plaza Mayor, dem wichtigsten Platz von Lima und damit von ganz Peru. Die Aktion hieß "Un abrazo por la infancia" (eine Umarmung für die Kindheit) und Eduardo arbeitet bei einer beteiligten Organisation. Die Aktion ist ein Projekt der Regierung und verschiedener Organisationen, die erreichen wollen, dass die Gewalt in der Erziehung der Kinder und untereinander  in den Familien und auch Schulen "abgeschafft" wird, und dazu soll auch die Gesetzgebung geändert werden. Es gibt solche Aktionen mehrmals jährlich, auch in anderen Städten, sie sollen Zeichen setzen, aufmerksam machen und Hilfe anbieten.
Auf der Plaza Mayor war es deshalb so spektakulär, weil dort der Präsidentenpalast, das Rathaus und die Kathedrale angrenzen und auch viele Leute sich an diesem Platz versammeln. Geplant war als Höhepunkt eine Menschenkette aus sich umarmenden Menschen um den ganzen Platz, aber geplant heißt nicht, dass es auch so kommt, zu erst mal wurde die Veranstaltung nach hinten verschoben, weil vorher noch eine Marien-Prozession einmal um die Plaza gelaufen und getanzt ist:


und später wollten alle, neben vielen anderen Musikern, die neuen Superstars aus einer peruanischen Fernseh-Casting-Show " The Beatles Peruanos" sehen und ihren Platz nicht für eine Umarmung aufgeben. Deshalb gab es dann keine Umrundung der Plaza, obwohl es genug Leute gewesen wären, sondern dann nur ein mehr oder weniger Gruppen- und Grüppchen-Kuscheln. Damit auch alles festgehalten und dokumentiert wird, hat Jakob mit seiner Kamera die Filmcrew unterstützt. Hier könnt ihr Ausschnitte sehen:
http://www.youtube.com/watch?v=_YN7di4Tjo4&list=UUx6pZShZcVjuiqE0hqRdnJg

Außerdem haben wir noch die Kirche und die Katakomben von San Francisco de Lima, dem ehemals größten Kloster Limas besichtigt und sind mit einem kleinen Touri-Bus auf den Cerro San Chritobal gefahren. Der Cerro San Christobal ist ein Berg mit einem Pilgerweg mitten durch die Häuser dort und oben kann man vom Gipfelkreuz aus über Lima schauen, je nach Wetter sogar bis zum Meer, aber wir hatten eher Pech und man hat nur sehr wenig gesehen.

Hier in Lima gibt es einen "offiziellen" Schwarzmarkt, wo man alles von Schuhen, Kleidung und Taschen über Kameras, Handys und Zubehör über Milka- und Rittersport-Schokolade (die gibts hier nicht) bis hin zu Filmen, Serien und Haushaltsgeräten kaufen kann. Dort waren wir einmal eher zufällig und ein zweites Mal mit mehr Zeit, man findet fast alles, mit genug Zeit und Gedult...

Weiterhin haben wir unsere kommende Zeit ein bisschen geplant und mehr versucht zu planen, aber das ist alles etwas anders hier... immerhin haben wir jetzt für morgen abend eine Busfahrt nach Huancayo, in den Anden, gebucht, wo ab Montag für eine Woche der nationale Kongress der Bauingenieure stattfindet und es auch kulturell viel zu sehen gibt.

Wahrscheinlich habe ich jetzt auch die Hälfte vergessen zu erzählen, aber soweit mal ein kleiner Eindruck für euch.

Samstag, 10. August 2013

Der erste Tag

Nachdem wir uns gründlich ausgeschlafen hatten und ein eher deutsches Frühstück ;-) zu uns genommen hatten, waren wir heute gleich zum Geburtstag von Norma eingeladen. Sie ist heute 75 Jahre alt geworden, Herzlichen Glückwunsch!
Mittags hat die Feier angefangen, mit Mittagessen, das erste peruanische Essen hier. Und es gab "arroz con pollo", aber in einer sehr leckeren Variante, das Hähnchen war leicht süßlich und mit etwas Zimt gewürzt, im Reis waren Erbsen und Paprika, dazu gab es noch Salat, einen grünen Salat mit Mayonaise und Pfirsich und einen Radieschensalat, und "rocoto", das ist eine kleine scharfe Paprikaart, die in kleine Stücke geschnitten wird und dazu gegessen wird.
Zum Nachtisch gab es noch ein Stückchen Schokoladentorte.

Bei dieser Gelegenheit haben wir viele von Normas Geschwistern, Cousins und weiteren Kinder kennengelernt. Wir haben viel Spanisch geredet und noch mehr gehört und auch sehr viele interessante Sachen gerlernt, zum Beispiel über die Geschichte des Landes und der Familie und auch über das Essen, natürlich, außerdem kennt jeder überall einen Freund oder Cousin oder sonstwen, der ein Hotel oder Restaurant dort hat oder dort wohnt. Sehr viele Informationen und gute Unterhaltung auf jeden Fall.

Soviel ich bis jetzt sagen kann eine sehr offene und herzliche Familie! Mucho gusto conocer los!

Mein Zimmer

Damit ihr euch einen Eindruck von meinem Leben hier machen könnt,
schon mal ein paar Fotos von meinem Zimmer:


Und da ich im 2ten Stock wohne, habe ich auch eine Dachterasse :-)

Die Tür mit den Schuhen davor ist meine Zimmertür, die andere offene ist das Bad und die geschlossene ist das zweite Zimmer, dort wird ab September noch ein anderer Student aus Regensburg einziehen, der hier für ein Semester studieren wird.

Angekommen

Nach der Abfahrt in Bamberg mit dem Zug Richtung Frankfurt und einigen Zicken der Deutschen Bahn und unfreundlichen Schaffnern, kamen wir in Frankfurt am Flughafen mit einer kurzen Verspätung an.
Dort hatten wir noch genug Zeit alles zu organisieren, unser Gepäck abzugeben und Meike zu treffen.

Nach dem üblichen Prozedere stiegen wir ins Flugzeug nach Santo Domingo, von dort aus flogen wir mit der selben Maschine zwei Stunden später weiter nach Panama. Der Flughafen in Panama ist zwar größer als der in Lima, aber auch nicht besonders groß, also haben wir die fast sechs Stunden Aufenthalt mit Schlafen, Lesen und Filme gucken verbracht, außerdem konnten wir den Flughafen beim Aufwachen beobachten, weil wir schon um ca. fünf Uhr früh dort gelandet sind und damit vor dem Großteil des Flughafenpersonals dort waren. ;-)

Der letzte Flug nach Lima war dann auch noch zu verkraften, wobei es ziemlich warm war im Flugzeug.

Nach der Landung hat es geklappt, dass wir gleich ein Visum für sechs Monate eingetragen bekommen haben, den netten Zollbeamten sei Dank, und auch super einfach durch die Zollkontrolle gekommen.

Eduardo, bei dem auch mein Zimmer ist, hat uns vom Flughafen abgeholt und wir wurden von ihm und seiner Familie (Gido, sein Bruder und Norma, seine Mutter) herzlich Willkommen geheißen.

Wir haben gleich am Abend noch den ersten Einkaufs- und Erkundungsgang zur Bank, zum Supermarkt und zum Handyladen gemacht, bevor wir müde und erschöpft, aber glücklich nach 43 Stunden ohne Bett ins Bett gefallen sind.