Samstag, 31. August 2013

Huancayo

Ausserdem haben wir uns die Gelegenheit nicht nehmen lassen, Huancayo und Umgebung etwas kennenzulernen, wenn man schon mal dort ist. Die Stadt in den Anden liegt auf ca. 3200 m ü.NN., um dorthin zukommen überquert man auf dem Weg sogar eine Höhe von ca. 5000 m ü.NN..
Als ich das letzte Mal in Peru war, bin ich mit dem Zug von Lima nach Huancayo gefahren, das ist noch eindrucksvoller, aber dieses Mal gab es nur die Möglichkeit mit dem Bus zu fahren. Um "Zeit zu sparen" sind wir über Nacht hingefahren, für einen Bus war es sehr bequem aber zum ausgeschlafen ankommen doch ein bisschen unbequem. Also haben wir im Hotel dann erst mal noch 2 Stunden Schlaf nachgeholt und uns dann ins Getümmel auf den Sonntagsmarkt der Stadt gestürzt.
Dort wird alles angeboten außer Lebensmittel, aber vor allem viel "Artesania" (Kunsthandwerk) aus der Region zu sehr günstigen Preisen. Die Region ist bekannt für ihre Wollprodukte aus Schaf- und Alpaka-Wolle und auch für die sogenannten "mates burilados" (bemalte Kürbisse), die mit lokalen traditionellen Motiven verziert werden, erst eingeritzt und dann mit Erd- und Asche-Farben bemalt oder mit einem Lötkolben oder Feuer angesengt um Farbkontraste zu erzeugen. Die Motive bilden die Arbeit und die verschiedenen Lebensbereiche der sogenannten Wanka (präinkaische Kultur, die bis heute im Mantaro-Tal zu finden ist, es gibt in den ländlichen Regionen um Huancayo heute noch Wanka) ab, meist erzählt so ein bemalter Kürbis eine Geschichte. Auf youtube könnt ihr unter "mates burilados" ein paar Videos und Dokumentationen finden, allerdings sind sie auf Spanisch. Zum Beispiel dieses: http://www.youtube.com/watch?v=Ams0vZvJTSk
Wir haben viele Wollprodukte, vor allem Mützen, Schals, Pullover und Jacken gesehen und ein paar davon auch gekauft. ;-)

Am Mittwoch haben wir uns dann ein Herz gefasst und uns tatsächlich eine typische Touri-Tour angetan, unser Guide hieß Youri, wir waren die einzigen Nicht-Peruaner in der Gruppe von 20 Leuten und vor allem mit Abstand fast die jüngsten, es waren noch 4 andere Jugendliche dabei, aber die zählen nicht wirklich... :-)
Der Nachgeschmack der Tour blieb seltsam, aber es war eine gute Chance in kurzer Zeit viel von der Umgebung zu sehen und mitzubekommen und auch etwas über die Geschichte des Tals zu erfahren.
Neben einigen sehr alten (für peruanische Verhältnisse) christlichen Kirchen, sogar der ältesten Perus, und einem heutigen Marktplatz und Aussichtsturm haben wir Ruinen der Wanka (oder auch Huanka: "Menschen der Steine") und der Waliwanka besichtigt. Diese präinkaischen Bauten sind sehr beeindruckend, da sie sehr ausgeklügelt als Lagerräume und Bastion gebaut wurden. Durch den kalten Wind der Nachts die Hügel streift werden die Häuser gekühlt und halten über den Tag die Temperatur niedrig, zum anderen war oben auf dem Hügel natürlich der strategisch günstige Punkt um den Feind zu beobachten. Praktisch, wenn man mit der Verteidigung des Landes auch seine Nahrungsmittel schützt.
Die Wanka haben nur eine kurze Geschichte, in der sie aber viel besiegt haben. Nur die Spanier nicht und mit den Spaniern und der Christianisierung kam auch der Verlust des Wissens um die Region und die wertvollen Überlebensstrategien. Bis heute gibt es außerhalb der Stadt noch eine kleine Gruppe an Wanka, die überlebt haben und (zum Teil) die alten Sitten und Formen der Landbearbeitung pflegen und nach den alten Regeln leben.

Außerdem haben wir noch die Lagune Ñahuipuquio mit dem Boot befahren, die mit einer anderen Lagune im Tal unterirdisch in Kontakt steht. Von diesen beiden Lagunen wird behauptet, dass sie die Kulturschätze der Wanka und einiges an Gold uns Silber der Inka bewachen. Die Wanka vernichteten all ihre Kulturgegenstände, weil sie nicht wollten, dass diese den Spaniern in die Hände fallen, und versenkten sie in der Lagune. Das Gold und Silber wurde in die Lagune geworfen, als die Nachricht kam, dass das Lösegeld (ein Zimmer bis zu seiner Größe gefüllt, zweimal mit Gold und einmal mit Silber) für den Inka-Häuptling Atahualpa bereits vollständig ist, dies galt wieder dem Schutz vor weiterer Ausbeutung.
Bis heute hat niemand erforscht, ob diese Schätze tatsächlich in der Lagune liegen, da sie sehr bewachsen ist und nach den Legenden behauptet wird, dass die Lagunen diejenigen "verschlingen" die ihre Ruhe stören. Außerdem ist das Wasser sehr kalt und es wird vermutet, dass es überraschende Sturdel und Söge gibt, die man von der stillen Oberflächen nicht sieht, da die Lagunen ja im Kontakt stehen und auch schon Leichen aus der einen einige Tage später in der anderen aufgetaucht sind.
An die genauen Geschichten erinnere ich mich leider nicht mehr.

Zum Mittagessen gab es Pachamama, ein Gericht mit vielen verschiedenen Fleisch- und Kartoffelsorten sowie Bananen, Bohnen und Mais, traditionell in einem Erdofen gekocht. Allerdings bekamen wir nur die schlechte ausgetrocknete und sehr abgespeckte Touri-Variante davon, ohne es zu wissen bin ich fest überzeugt, dass es in Wirklichkeit gut schmeckt und nicht zäh ist.

Am Ende des Tages stand die Besichtigung eines alten Tempels von (ich glaube) 700 n. Chr., in dem zwei Bäume stehen, von denen Behauptet wird, dass es Götter sind, die sich vor den Feinden (Inka und Spanier) dort versteckt haben, um ihr Volk trotzdem zu unterstützen. Da es sich um einen männlichen und einen weiblichen Baum/Gott handelt wird die Quelle unterhalb des Tempels auch als Quelle der Liebenden bezeichnet. Wenn das Paar aus dieser Quelle trinkt und die Liebe echt ist, dann hält sie für immer, wenn die Liebe allerdings eine Lüge ist, werden beide schwer krank oder sterben sogar daran. Allerdings bezieht das angrenzende Dorf sein Wasser aus eben dieser Quelle, da es der einzige Zugang zu Wasser ist. ;-)

Von den eindrucksvollen, wunderschön verschnörkselten Bäumen habe ich leider keine Fotos, weil es schon zu dunkel war. Von den anderen Stationen gibt es Bilder, aber die kann ich euch erst zeigen, sobald Jakob sie mir weitergegeben hat, und er ist gerade in der Nähe von Oxapampa und hat ein Internet, das einen Tag braucht, um ein Bild hochzuladen. Also muss ich ihn erst besuchen fahren und dann folgen Bilder :-)
Wie ihr ja lesen könnt habe ich Jakob besucht und hier sind auch die versprochenen Fotos.

Soweit eine kleine Geschichts- und Kulturstunde, ich hoffe ich langweile euch nicht und freue mich, wenn ihr unter den Einträgen auch eure Kommentare hinterlasst.

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